Pädagogische Orientierung
1. Zuwendung bei der Pflege
Die Zeit der Körperpflege wird bei Emmi Pikler als besondere Zeit der Zuwendung genutzt: Jeder Pflege-Schritt wird von dem Erwachsenen angekündigt, sodass sich das Kind darauf einstellen kann. Das Kind signalisiert seine Bereitschaft und gibt das Zeitmaß vor, entscheidet, ob es liegt oder steht; und sehr bald arbeitet das Kind mit, indem es ins Hosenbein hineinschlüpft…
In dieser intensiven Zeit des Zusammenseins mit dem Erwachsenen lernt das Kind seinen Körper kennen, spürt die Hände der Pflegeperson, ihre weichen und warmen Bewegungen, entwickelt Vertrauen zum Erwachsenen.
Dieses Beispiel soll stellvertretend zeigen, dass gerade die alltäglichen Pflegetätigkeiten wie Wickeln, Ankleiden, Ausziehen und Füttern, die früher oft mechanisch verrichtet wurden, einen besonderen Stellenwert in der Pädagogik von Emmi Pikler haben. Diese Tätigkeiten werden nicht „am Kind verrichtet“, sondern mit ihm zusammen erlebt. Der Erwachsene stimmt beispielsweise die Geschwindigkeit auf das Kind ab und begleitet sein Handeln sprachlich, indem er die nächste Tätigkeit ankündigt, abwartet und auf das Kind abstimmt. Somit wird die Begegnung zwischen Erwachsenem und Kind bei der Pflege zu einer qualitativ wertvollen Erfahrung für jedes Kind.